Mit I Owe You hatte Lui Hill im Sommer 2019 einen emotionalen Song veröffentlicht, der sich an seine an Demenz erkrankte Mutter richtete. Damit hat er ihr sein persönliches Denkmal gesetzt und einen kleinen Teil von dem, was sie für ihn geleistet hat, zurückgeben wollen. Nach diesem Song wurde es allerdings wieder ruhiger um den musikalischen Tausendsassa. Dass er allerdings keine Eintagsfliege ist, zeigt sich, schaut man sich den Werdegang von Hill einmal an. Bereits vor über zehn Jahren machte Hill – damals noch in Darmstadt lebend – Musik auf allen Ebenen. Ob als Veranstaltungsinitiator, als Songwriter, Produzent oder einfach nur zum Beisteuern eines Instrumentes – Hill bedient alles. Schließlich nahm er 2009 sogar am Bundesvision Song Contest von Stefan Raab teil und war ein Mitglied der Formation Flowin Immo et les Freaqz. Nachdem er auf I Owe You die Geschichte seiner Eltern verarbeitet hat, folgt nun mit dem Song Creatures die Bewältigung seiner ganz eigenen, inneren Kreaturen. Damit ist nicht etwa gemeint, dass wir in uns etwas Böses tragen, sondern sind vielmehr die verschiedenen Charaktere, die ab und zu ausbrechen müssen, besungen.

Dass dieser, so ungewöhnliche, Song gerade jetzt veröffentlicht wird, liegt an der Pandemie und dem damit verbundenem Auseinandersetzen mit sich selbst. So beschreibt Hill den Moment, an dem er plötzlich aufhören musste, mit seinem Auftritten wie folgt: Ich war auf Tournee, und ganz plötzlich war der Lärm um mich herum weg, das ständige Geräusch, das ich als normal empfand. Diese überwältigende Stille machte Stimmen hörbar. Ich konnte vorher nichts hören. Ich nannte sie Kreaturen. Einige von ihnen sind beunruhigend und beängstigend, andere ermutigend und sanftmütig und hatten eine Menge Weisheiten. Ich versuchte, mich mit allen anzufreunden. Musikalisch bricht Hill dabei völlig mit seinem bisherigen Sound und präsentiert uns einen French-House Song par excellence. Hier treffen wunderbare Housebeats, auf einen hypnotisierenden Refrain, der nur mit den wenigen Worten Calling the creatures I do have inside auskommt. Creatures ist unglaublich groovig und erinnert tatsächlich an die französischen Helden des French-House-Sounds Justice. Lui Hill hat innerhalb eines Jahres zwar nich viele Songs veröffentlicht, dabei aber zwei so bemerkenswerte, dass man sich gespannt fragt, was die, für das Frühjahr 2021 angekündigte, EP noch alles bereithalten wird.
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