Was tragen die Bewohner skandinarvischer Länder in sich, dass von ihnen so viel tiefgründige, berührende Musik ausgeht. Ob Ásgeir, Sigur Rós, Freyr oder Albert af Ekenstam – nur um einige zu nennen. Alle liefern uns einen Sound, der so tiefgreifend ist und uns emotional einfach enorm berührt. Hier hören wir gebrochene Seelen, wieder auferstehende Persönlichkeiten, die Weite der dünn besiedelten Länder und etwas zurückgezogenes. Auch bei dem Isländer Axel Flóvent erkennen wir all diese Attribute in seiner Musik wieder. Dabei ist der Singer/Songwriter lange gereist, um seinen Lebensmittelpunkt zu finden. Aus dem isländischen Húsavik kommend, das gerade einmal knapp 2.300 Einwohner zählt, zog es in in die Niederländische Hauptstadt Amsterdam. Hat er hier zwar einen Plattenvertrag unterzeichnen können, war ihm die Stadt zu groß. So zog er auf die andere Seite des Ärmelkanals, ins Südenglische Brighton und musste schließlich auch hier feststellen, dass es für ihn keinen emotional reicheren Ort gibt, als seine Heimatstadt. So zog es ihn also wieder nach Húsavik zurück, wo er die Ruhe, die Einsamkeit und die Melancholie wiederfand, um sich an sein Debütalbum zu setzen.

Herausgekommen ist You Stay By The Sea, das am 15. Januar 2021 erscheinen wird. Dieses ist mit zwölf eindrucksvollen Songs versehen, die alle unsere innersten Gefühle wachrütteln. Plötzlich sehen wir auf eine kalte See, stehen am Strand im Winter und fühlen den eisig, frischen Wind auf unserer Haut – der mal wie Nadeln sticht, mal erfrischen belebend wirkt. Dabei ist gar nicht wichtig, was wir sehen, wenn wir die Musik Flóvents hören. Vielmehr ist es das, was wir vor unserem inneren Auge sehen und was sich in unserem Kopf abspielt, welches die Musik des jungen Isländers ausmacht. Allesamt bedeuten die Songs einen wertvollen und emotionalen Reichtum an Wahrhaftigkeit, die wir viel zu oft in der Musik suchen. Axel Flóvent öffnet bei uns mit seinen Songs eine Tür zur Reflexion, zum Austausch zwischen unserem äußeren und inneren Ich und transportiert so wunderbar pur die Gefühle, der er gehabt haben muss, als er die Songs schrieb. Hier gibt es nicht einen der zwölf Songs, der auch nur in die Nähe eines mittelmäßigen Songs oder gar darunter kommen würde und verspricht nicht weniger, als eines der angesehensten Folk- und Singer/Songwriter-Alben zu werden, die der Winter 2020/2021 zu bieten hat.
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