Wir sehen und hören alle die Statistiken und Zahlen und finden sie schlimm, doch wir sehen die Menschen dahinter nicht. Das ist einer der Sätze, mit denen der britische Rocksänger Sam Fender seine neueste Single präsentiert. Dabei ist alles, was der Brite hinzufügt, eine weitere Überraschung. Denn entgegen der großartigen und gesellschaftskritischen Songs, wie Start Again, Play God, Dead Boys und Poundshop Kardashians, handelt es sich bei Fenders neuer Single um einen Weihnachtssong und eine Coverversion. Doch hört man sich Sam Fenders Version von Winter Song an, den die aus Newcastle kommende Band Lindisfarne auf ihrem 1972er Debütalbum Nicely Out Of Tune veröffentlichten, wird klar, dass auch dieser Song eine Message vermittelt, die einmal mehr wachrütteln soll. Denn während Fender schon immer einen Weihnachtssong veröffentlichen wollte, doch alle bisherigen Songs immer zu kitschig und stereotypisch fand, entdeckte er bei einer seiner Lieblingsbands Winter Song. Wenn du dir den Song einmal genau anhörst und auf die Lyrics achtest, ist er sehr ergreifend und bedeutsam für unsere aktuelle Situation, so Fender. Denn es ist ein Weihnachtsgruß, der mehr Empathie für die Menschen verlangt, denen es deutlich schlechter geht als uns.

Auf Winter Song hat sich Fender mit der britischen Organisation People of the Streets zusammengetan, die sich für obdachlose Menschen einsetzt. Zusammen haben sie den Song veröffentlicht, dessen Einnahmen an Obdachlosenhilfen gespendet werden. Für das Musikvideo hat sich Fender dann auch eine ganz besondere, wie eindrucksvolle Idee ausgedacht. Denn hier sehen wir Fotos- und Videoaufnahmen, die allesamt von Obdachlosen aus Manchester, London, Nottingham, Padova (IT) und Tel Aviv gemacht wurden und damit die Zahlen und Statistiken sichtbar machen. Denn hier sehen wir aus der Sicht eines Obdachlosen und, was ihn wichtig erscheint, um es fotografieren zu wollen. Gleichzeitig singt Fender den Song so erhaben und unprätentiös, das der Fokus voll und ganz auf den Bildern liegt. Hört man den Song ohne das Musikvideo zu sehen, ist es eine stilistisch typische 70er Jahre Rockballade, bei der sich Fender nicht verstecken muss. Sam Fender bleibt mit seinem Gespür für großartige Songs, eindrucksvolle Texte und einer eindringlichen Stimme, weiterhin einer der wichtigsten Künstler der aktuellen britischen Rock- und Indieszene und zeigt auch, dass ihn ein Weihnachtssong so unglaublich gut stehen kann.