Manchmal steht man einer neuen EP oder einem neuen Album etwas ratlos gegenüber. Was möchte man über den Künstler schreiben? Was soll die Musik vermitteln? Welche Note möchte man selbst einbringen. Bei dem norwegischen Kollektiv Benedikt sprudeln die Worte förmlich zur treibenden Musik der neunköpfigen Band aus einem heraus. Mit einem Mix aus Indie und Folk wirkt ihre neue Musik verspielt, sensitiv, sehnsüchtig und melancholisch. Mit diesen neuen Songs bestreiten Benedikt dann auch ab dem 16. April ihr zweites Album Balcony Dream, das über ihr selbstgegründetes Label Koke Plate veröffentlicht wird. Als Soloprojekt gestartet, ist Gründungsmitglied Olav Settems nun Teil einer Großfamilie, der auch Simen Mitlid angehört. Mitlid konntet Ihr bereits im Herbst des vergangenen Jahres hier auf SOML hören, als ich Euch Birds und Grateful Dead vorstellte. Während Benedikt mit My Killer, Head On A Spike und Purple And Green bereits drei Singles veröffentlicht haben, wird klar, wie mächtig Folk-Musik doch sein kann. Denn mit gewaltigen Orchester-Arrangements, sanften Gesängen und kräftigen Ausbrüchen in die experimentelle Richtung klingen die Songs auf Balcony Dream so emotional, wie das Leben selbst.

Hier geht es um die Angst der Einsamkeit, um die Angst vor dem Tod, es geht um die verlorene Unschuld, die man früher einmal hatte und darum, an Plätze zurückzukehren, die für uns lange Zeit prägend waren, wir aber im Laufe der Zeit aus unserem Bewusstsein verdrängt haben. Ganz so, als würden wir ein Buch über uns selbst lesen, lassen Benedikt den Soundtrack dazu laufen und treffen damit sofort ins Herz. Balcony Dream ist ein Album voller Erinnerungen. Es ist ein nüchterner Gruß an all die Dinge, auf die wir als Menschen reagieren – Nostalgie, vergangene Liebe, dysfunktionale Beziehungen und andere Zweideutigkeiten des Lebens. Alles gut behandelte Themen in der Tradition der Folkmusik aber in unkonventionelle und spielerische Arrangements und Produktionen gekleidet. Wir möchten, dass unsere Musik gleichzeitig vertraut und fern klingt, was wir dieses Mal wirklich geschafft haben, so Settems. Balcony Dream dürfte damit ein großer Nachfolger des 2019er Debütalbums Communal Work werden und lässt ein wohlig warmes Knistern in unseren Ohren entstehen.