Mit einer DIY-Musik, die sich durch vertraktet, wabernde Soundkulissen aufbaut und immer eine Verzweiflung – und den gleichzeitigen Frieden danach – skizziert, machen So Soon Songs, die avantgardistische Meisterwerke sind. Denn irgendwie kommen die Songs der beiden Hamburger Marco Braun und David Stöbener einem vertraut vor. Dabei ist diese Vertrautheit nur schwer zu greifen. Mal sind es Songsequenzen, die an den US-Amerikanischen Singer/Songwriter SYML erinnern, mal greift das Pianospiel sofort und lässt einen eine Wärme und Geborgenheit fühlen. Dann kommt da noch die Falcettstimme von David Stöbener zum tragen, die so eindringlich klingt, dass uns vor allem in den Balladen die Gänsehaut kommt. Gleichzeitig haben sie auf ihrer Debüt-EP Then auch Songs, wie Silent Moon, der fast einem Jamie Cullum-Album entsprungen sein könnten. Doch mit ihrer aktuellsten Veröffentlichung Thursday Morning starten So Soon – nach ihrer veröffentlichten Debüt-EP aus dem vergangenen Sommer – ein neues Kapitel und werden bunt. Bunt steht dabei nicht etwa für ein opulent, großartigen und kitschigen Song, sondern vielmehr für die Bilder die Thursday Morning in uns auslöst.

Mit einem wunderbar offenen Piano-Intro und Stöbeners gefühlvoll, nuancenreichem Gesang, baut sich im Song eine Geschichte aus verschiedenen Tonfolgen auf. Dabei singt sich Stöbener durch eine wunderbare Interpretation der englischen Sprache. So fällt auf, dass er die Betonung der Worte so treffend einsetzt, dass man zwischenzeitlich nicht mehr weiß, ob der Song nun traurig, fröhlich oder von Leichtigkeit geprägt sein soll. Doch das ist auch egal – den So Soon schaffen es mit Thursday Morning die ganz eigenen Bilder auferstehen zu lassen. So ziehen sich im mächtigen Mittelteil des Songs die großen Bühnenwände um uns herum hoch und bauen uns eine Atmosphäre von Landschaft, von Großstadt oder vom eigenen Zimmer auf. Nur, um in den nächsten Sekunden Fahrt aufzunehmen und um uns herum anzufangen sich zu drehen. So entsteht eine Art Wundertrommel – wie aus unserer Kindheit – die schnelle Szenen an uns vorbeiziehen lässt. Thursday Morning ist dabei die musikalische Untermalung dieser Momente und wird mit anziehender Geschwindigkeit so richtig groß. Dass sich So Soon mit Thursday Morning so kurz nach ihrem Debüt-EP-Release bereits mit einem neuen Song zurückmelden, könnte die Hoffnung auf ein Debütalbum in diesem Jahr aufkommen lassen. Damit hat das Hamburger Duo, das live zu einem Quartett anwächst, die besten Voraussetzungen, um 2023 so richtig durchzustarten.