In den YouTube-Kommentaren können wir Sätze, wie Sie ist eine Legende, Sie hat es verdient, richtig bekannt zu werden oder Sie sollte den nächsten James Bond Song singen lesen – all das, obwohl die Musikerin und Model erst 26 Jahre alt ist. Von ihrer Stimme und dem ganz besonderen Gefühl, den die kanadische Sängerin Charlotte Cardin in ihre Songs packt, konnten wir uns bereits auf Fous N’importe Où überzeugen. Damals hatte sie zusammen mit dem kanadischen Produzenten CRi eine eigene Interpretation des – im Original 2001 von Daniel Bélanger veröffentlichten – Songs rausgebracht. Nachdem sie mit Big Boy 2016 ihre Debüt-EP veröffentlichte, folgte nur ein Jahr später mit Main Girl die zweite EP. Dabei ist ihr Wechsel zwischen Jazz, Elektro und Pop bemerkenswert und lässt sie, je nach Genre komplett anders wirken. Nachdem sie mit Passive Agressive im vergangenen Herbst eine erste neue Single veröffentlichte, folgte im Januar mit Daddy eine zweite Single. Nun hat Cardin mit Meaningless einen weiteren Song veröffentlicht und damit auch die Info, dass wir uns im April auf ihr lang erwartetes Debütalbum Phoenix freuen können, auf dem alle drei Songs zu finden sind. Dieses hat Cardin in den vergangenen zwei Jahren abgeschottet aufgenommen und dabei in sich selbst reingeguckt. Denn seitdem die Kanadierin mit 15 das erste Mal auch als Model tätig war, bereits mehrmals auf dem Cover des Modemagazins ELLE stand und für CHANEL als Markenbotschafterin tätig ist, versteckt sie ihre eigene Identität, um in der Öffentlichkeit so zu wirken, wie man es von ihr erwartet.

Dies wollte und musste die – aus Montreal kommende – Sängerin ändern, entstand dadurch doch bei ihr eine zunehmende Leere. Auf Meaningless singt Cardin darüber, sich von den Erwartungen der Aussenwelt zu befreien und wieder zu sich selbst zurückzufinden. Sich nicht zu verkaufen, sich nicht selbst zu verlieren und einfach sich selbst zu vertrauen. Herausgekommen ist ein Song, der so unterschiedlich ist, dass wir hier regelrecht erkennen können, welche Zerrissenheit in ihr herrschte. Da beginnt es gleich in den ersten Sekunden mit einem ruhigen Einstieg aus Cardins Gesang und einer Gitarre, ehe plötzlich ein drückender Aufschrei den Moment zerreisst und in einem treibenden Elektrosound übergeht – niemals erdrückend aber immer bedrückend. Hier kommt man unweigerlich zu dem Moment, bei dem man sich nicht sicher ist, ob der Aufschrei sich trägt, ehe mit dem Einsetzen des Elektrobeats ein WOW aufkommt und alle vorherigen Gedanken förmlich wegfegt. Charlotte Cardin hat mit Meaningless eine sehr starke Single veröffentlicht, die wunderbar die Vielfalt ihrer Stimme zeigt, durch die Produktion aber das Augenmerk auf das Gefühl der Sängerin lenkt.