2019 noch mit ihrer Audioserie Woodkids und Songs wie E05 Im Westen auf Tour gewesen, wurde das Trio OK KID von dem Jahr 2020 ebenso, wie viele andere in der Kulturbranche aus der Bahn geworfen. Wie alle Künstler*innen, musste die Band sich der Situation stellen, keine Liveauftritte vor Publikum zu spielen und bleibt ihnen dies bis heute immer noch verwehrt. Die Kulturszene ist eine der am stärksten betroffenen Bereiche, die von der Pandemie in die Knie gezwungen wurde. Dabei ist sie zeitgleich auch der größte Faktor für unsere Gesellschaft an kreativer und emotionaler Weiterbildung und bedeutet eine Pause vom Stress unseres Alltags. Nun haben Jonas Schubert, Moritz Rech und Rafael Kühle einen neuen Song veröffentlicht, der für Gänsehaut sorgt. Denn das, was OK KID mit Songs – wie Grundlos – immer wieder schaffen, ist beeindruckend. In ihren Songs verbinden sie großen Pop mit Elementen der Indiemusik und sorgen mit ihren Texten wahlweise für Staunen, Betroffenheit oder Ermutigung. Auf Frühling Winter ist nun aber der lockere Popsound zugunsten der eindrücklichen Rap- und Sprechgesangsparts Jonas Schuberts gewichen. Dabei ist Frühling Winter eine Abrechnung mit der Situation – und ganz ausdrücklich erwähnt, nicht mit den Entscheidungen über die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie. Hier geht es um Terror, Unterdrückung, Hass und um das Vergessen. So fliegen plötzlich Sätze durch die Luft, die durch die Ereignisse 2020 eine Gewichtung erlangten, den man sich nicht entziehen kann.

Da heißt es, es ist Frühling in der Stadt und die Welt steht still, um auf den Pandemie-Ausbruch anzuspielen. Oder Chiasamen wischen den Zähnen und über Klimaschutz erzähl’n steht uns gut. Dafür machen wir uns stark. Aber nicht die Finger schmutzig, nachher bricht da noch was ab – und meint damit die Pseudodebatten über einen Klimaschutz, der mehr als Nettikette, als dass er als Notwendig erscheint, gilt. Und auch mit Hanau – keine Einzeltat. Hanau lang noch nicht verdaut […] Brauner Herbst in diesem Jahr. Braunes Laub vor deinem Haus. Großvater nicht geglaubt, als er sagte „Pass mal auf, weiß noch genau, wie’s damals war“ Warum seid ihr jetzt nicht laut zeigt die Dringlichkeit, unserer Gesellschaft in den Dialog zu gehen, Menschen nicht abdriften zu lassen und damit Hass zu verhindern. OK KID haben mit Frühling Winter eine Abrechnung des Jahres 2020 veröffentlicht, die selbst vor ihrer eigenen Arbeit nicht halt macht. So fragt sich die Band am Ende des Songs in einem bedrohlichen Anschwellen der Musik Dachte du lügst wenn du sagst, die Welt steht still. Es ist Winter in der Stadt und die Welt steht still. Was wär‘, wenn Musik nicht mehr wär? Was ist das, was ich tu‘ eigentlich wert? Damit möchten OK KID ein Zeichen gegen das Vergessen setzen. Im Video dazu sehen wir verschiedene Kulturbranchen repräsentiert, die alle aktuell ums Überleben kämpfen. So haben sich OK KID dann auch dazu entschlossen, alle Einnahmen zu dem Song an das Bündnis Alarmstufe Rot zu spenden, das sich für den Erhalt von Kultureinrichtungen unterschiedlichster Bereiche einsetzt. Seit jeher sind OK KID für ihre politischen und gesellschaftskritischen Texte bekannt. Mit Frühling Winter heben die drei ihren eigenen – schon davor hohen – Anspruch allerdings noch einmal deutlich an und lassen die Frage Was wär‘, wenn Musik nicht mehr wär? noch sehr lange nachhallen.
Über die Bandhomepage okkidmusik.de oder alarmstuferot.org könnt Ihr die Branche unterstützen. Hier findet Ihr weitere Infos und Angaben.