Es klingt ein wenig vertraut, doch möchte man sich gar nicht recht entscheiden, an wen. Da sind die langgezogenen Texte, die Atzur-Frontsängerin Patricia auf Nostalgia singt und mit ihrem fast schon vibrierenden Gesang an Aurora erinnert. Gleichzeitig treiben die wabernden Synthies und Beats den Song nach vorne, wie man es aktuell von Acts, wie Georgia kennt. Doch schlussendlich ist da auch noch der Vibe des Gesamtwerks, der an die großen Songs von Florence + The Machine erinnert. Denn hier werden epische Soundgerüste geschaffen, die fast schon Stadion-Feeling haben. Mit Nostalgia hören wir Atzur – dass sich 2019 gründete und mit Songs, wie Running, Home To Home oder A Kiss On The Lips in Österreich nach und nach Bekanntheit erlangt – ein weiteres Mal klar und direkt, denn das zeichnet die Band aus. Songwriterin Patricia schreibt Songtexte ohne viele Ausschmückungen. Hier bleibt wenig Spielraum für die eigenen Interpretationen und lässt so gleichzeitig die Tür offen, für all Diejenigen, die bereits Ähnliches erlebt haben. Immer ein wenig getrieben und immer ein wenig tragisch klingen die Songs von Atzur schwer, dramatisch und berührend zugleich.

Dabei klingt die Soundstruktur oftmals poppig und tanzbar – obwohl der Text etwas gänzlich gegensätzliches aussagt. So sagt Patricia zur Veröffentlichung über die neue Single Nostalgia; Ich war in einem Moment, in dem ich mich entscheiden musste: Ertrinke ich oder schwimme ich? Am Ende bin ich allein mit meinen Gedanken und Gefühlen und fühle immer sehr intensiv. Und nur ich habe die Kraft, mich aus einer schwierigen Situation zu befreien. Manchmal fühlt sich alles wie ein großes Theaterstück an, und ich entscheide, ob es am Ende Tränen oder Gelächter gibt. Ich wollte ein ehrliches Lied schreiben, ohne abstrakte Metaphern. Rein und ungeschliffen und direkt. Und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, mit all den Fragen, und am Ende merkte ich, dass ich mehr verletzt war, als ich dachte. Es war auch sehr kathartisch, herauszuschreien, dass es wehtut, dass ich Schmerzen habe. Dass ich noch nicht bereit bin, die Vergangenheit loszulassen, weil es nichts gibt, was ich loslassen will. Wenn mich die Angst packt, finde ich nie ein ‚Wohlfühl‘-Lied, das mir hilft. Deshalb habe ich eines für mich geschrieben. Mit Nostalgia ist Atzur dieser Spagat zwischen Ehrlichkeit und reinigender Atmosphäre gelungen und kündigt das Duo für September 2023 gleichzeitig sein Debütalbum Strange Rituals an. Mit starker Stimme, ebenso starken Beats und Instrumenten und einer Prise unterkühlte Nähe lassen Atzur eine Aura um ihre Songs entstehen, die von Mystik, Emotionen und satten Sounds geprägt ist und zum entdecken einlädt.