König Boris - Zuhause angekommen

König Boris – Solo neu erfunden

2023 ging eine Ära zu Ende. 1992 noch als Quintett gegründet, waren die Hamburger bereits ein Jahr später in der Besetzung, in der sie bis zuletzt als Band auftraten – die Rede ist von Fettes Brot. Mit 31 Jahren wohl eine der erfolgreichsten und langlebigsten deutschsprachigen Bands. Dabei entstanden die Überhits Nordisch by Nature, Jein, Schwule Mädchen, Emanuela, An Tagen wie diesen oder Bettina, zieh dir bitte etwas an. Insgesamt neun Alben veröffentlichte das Trio, das wohl zu den wegbereitenden Bands des deutschen Hip-Hops zählt. Über die Jahre entwickelten sich Fettes Brot dabei zu einem riesigen Ding und verkauften Arenen aus. Bereits in dieser Zeit hatte die Band immer wieder mit neuen Pseudonymen für Aufsehen gesorgt. Jetzt, nachdem am 2. September 2023 das letzte Konzert ihrer Abschiedstour stattfand, gilt die Band seit dem 3. September 2023 als Geschichte. Boris Lauterbach, der als König Boris seit jeher bekannt ist, nimmt das zum Anlass, seine Solokarriere wieder zu reaktivieren. Denn nachdem König Boris bereits 2012 unter dem Pseudonym Der König tanzt , das Album Der König Tanzt veröffentlichte, folgt nun am 26. April 2024 mit Disneyland After Dark das zweite Album des Musikers – dieses Mal als König Boris. Dabei könnten die beiden Alben musikalisch nicht weiter von einander entfernt sein.

König Boris Pic: Katja Ruge
König Boris Pic: Katja Ruge

War Der König tanzt noch von einem hibbeligen Elektropop geprägt – und könnte damit nicht ferner vom Sound der Band Fettes Brot sein – wird das neue Album Disneyland After Dark mit einem hörbar erwachseneren Soundmix aus Garage, Elektro, HipHop und ganz viel epische Momente gespeist. Mit den bisher vier veröffentlichten Songs Beste, Kiss Me Kiss Me, Unten an der Ecke und Zuhause angekommen zeigt sich König Boris dann auch deutlich vielschichtiger und nachdenklicher. Hier treffen Texte mit wahlweise tiefen Bedeutungen auf Offensichtliches und lassen immer auch viel Platz für das Fassen der Songs. Dabei sticht vor allem Zuhause angekommen hervor, der mit einem TripHop Sound und Synthiebett an Mobys Song Go oder Biceps Glue erinnert. Mit einem gänzlich melancholisch, schwebenden Vibe und schnellen Breakbeats lässt sich König Boris darauf ein, fast schon eine Geschichte aus ferner Zeit zu erzählen. Hier werden Sehnsucht und prägende Momente aus der Kindheit, Jugend und der Vergangenheit allgemein erwähnt und lösen so das Gefühl des Vermissens aus – einer Sehnsucht nach dem Vergangenen. König Boris hat mit seinen neuen Tracks eine 180°-Wendung vollzogen und ist vom verspielten Solokünstler, unter dem wir Der König tanzt abgespeichert haben, zu einem Musiker geworden, der mit seinem Sounds und Texten nun eine Symbiose eingeht und damit authentischer denn je klingt. Das neue Album Disneyland After Dark dürfte damit eines der Überraschungsalben des Jahres werden.

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