Bon Jour – Gorillaz der Alpen

Ok, ok… ob sich die österreichische Band Bon Jour diesen Vergleich gefallen lassen muss, sei mal dahingestellt. Doch haben sie zumindest eines gemeinsam mit der virtuellen britischen Band – sie verstecken sich im Netz hinter personalisierten Emoticons, ganz so, wie die selbstkreierten Emoticons bei uns auf den Smartphones. Wie lange sie dieses Versteckspiel ihrer Gesichter aufrechterhalten können, wird wohl von ihrem Erfolg abhängen. Dürfte es mit zunehmender Bekanntheit immer schwerer werden, die Kontrolle über Fanaufnahmen zu behalten. Was jedoch nicht schwer sein dürfte, ist, die Songs des Trios zu mögen. Mit ihrer aktuellen Single And So We Met Again singen sie sich in die Herzen der Fans und begeistern mit einem entspannten Pop, der sich irgendwo zwischen Alternativ, Pop und Folk einordnet und mit der Frontstimme einer der drei Emoticon-Musiker an Lenny Kravitz oder tatsächlich sogar Damon Albarn erinnert. Durch die Masken und Verfremdungen der Gesichter des Trios ist es ihnen bisher tatsächlich gelungen, ihre Identität geheim zu halten, weshalb sich hier auch kein Angaben machen lassen, wer Sänger, wer Schlagzeuger oder Gitarrist sein könnte. Der Musik tut das natürlich keinen Abbruch und lenkt die Aufmerksamkeit damit vollständig auf ihre Songs.

Gleichzeitig hat die Band einen kleinen Legenden-Status aufgebaut, über den man in fast jedem Artikel stolpert, versucht man mehr über die Österreicher zu erfahren. So auch hier. Denn erstmals auf der Bildfläche erschienen sind Bon Jour im Sommer letzten Jahres, als sie auf einem alt-J Konzert vor 5.000 Menschen spielten. Mit ihrer Debütsingle Blue Moon ging es dann direkt auf Platz 1 der österreichischen Radiostation FM4, die für ihre Progressivität und Ausrichtung für ein internationales Publikum auch in Deutschland bekannt ist. Auch die Nachfolgesingle All I Know, die Anfang 2023 veröffentlicht wurde, erreichte wieder einen Platz in der Top-5 des Senders. Nun ist mit And So We Met Again die dritte Single veröffentlicht und überzeugt abermals mit einem frischen Alternative-Popsound. Immer mit dabei, so verspielt, verträumte Soundmuster, wie von Bands, wie Django Django. Was auffällt – je nach Tonlage und Songausrichtung verändert sich auch die Stimme und lässt der Vermutung genug Raum, ob es sich hier um mehr, als nur einen Sänger handeln könnte. Mit And So We Met Again greifen Bon Jour nun auch nach dem deutschen Markt und dürften hier auf genügend dankbare Hörende treffen.