Die Stimme der kanadischen Sängerin Leslie Feist – kurz nur Feist – hat etwas Glockenklares. Und genau damit konnte die Singer/Songwritern auch Mitte der 2000er ihren großen Durchbruch feiern. Denn mit Mushaboom, My Moon My Man, 1,2,3,4, oder I Feel It All war sie einer der ganz großen Stimmen dieser Indie-Zeit. In unzähligen Serien verwendet, war 1,2,3,4 Feists größter Hit und gleichzeitig auch eine Art Fluch. Denn während Feist bereits seit Anfang der 1990er Jahre Musik macht und von 2002 bis 2005 festes Mitglied des Kanadischen Indie-Rock Kollektivs Broken Social Scene war – sowie in Unregelmäßigkeit immer wieder zu ihnen zurückkommt – wird ihre Musik 15 Jahre nach ihrem Erfolgsalbum The Reminder zumeist nur auf diese Songs reduziert. Dabei ist Feist eine der markantesten Sängerinnen unserer Zeit und lässt sich durch ihre Stimmfarbe bereits nach wenigen Sekunden klar raushören. In Feists Rhythmus – der sich von eher ungewöhnlich langen Pausen zwischen den jeweiligen Alben auszeichnet – folgte nach dem Durchbruch The Reminder schließlich erst 4 Jahre später Metals, ehe nochmals sechs Jahre ins Land ziehen sollten, bis Pleasure rauskommen würde. Nun steht Feists neuestes Album Multitudes in den Regalen und ist seit vergangenem Freitag veröffentlicht. Pleasure

Dabei standen nicht nur abermals sechs Jahre zwischen dem letzten Album und der Neuveröffentlichung, sondern auch die persönlichen Herausforderungen Feists im Mittelpunkt des Albums. So sagt Feist in einem Interview mit Stereogum; Die letzten Jahre waren für mich eine Zeit der Konfrontation und es fühlt sich so an, als ob das zumindest in gewissem Maße für alle der Fall gewesen wäre. Wir haben uns selbst genauso konfrontiert wie unsere Bekannten uns konfrontierten. Es fühlte sich an, als wären unsere Beziehungsökosysteme klarer als je zuvor und alles, was normalerweise im Dunkeln lag – wie eine bestimmte Art, Konflikte zu vermeiden oder eine bestimmte Art, über das Thema zu sprechen – wurde plötzlich ans Licht geholt. Und bei all dieser Neubewertung wurde die Chance möglich, auf einem gesünderen, ehrlicheren Boden Fuß zu fassen, und der Versuch, die Vermeidung aufrechtzuerhalten, schien tatsächlich mehr Anstrengung zu kosten, als uns einfach der Wahrheit hinzugeben. Mit ihrer aktuellsten Single Borrow Trouble hört man ihr dann auch diese Überflutung von Eindrücken und Reibungspunkten an und lässt den Song mit überlagerten Instrumentierungen fast ein wenig im Chaos versinken. Feist ist dabei mit Multitudes ein Album gelungen, dass sich kathartisch ausbreitet und die vergangenen Jahre mit großartigen Songs aufarbeitet.