Es hat eine endlos lange Zeit gedauert, bis sich das – in Teilen mittlerweile in Berlin ansässige – Quintett Juli wieder mit neuer Musik zurückmeldete. Ließt man aktuelle Schlagzeilen bekommt man dann auch gleich einen kleinen Schock – zumindest, wenn man die Hochzeit der Band Anfang und Mitte der 2000er selbst sehr lebendig miterlebt hat. Denn hier ist zu lesen, dass Frontsängerin Eva Briegel und die Bandmitglieder Anfang bis Mitte 40 Jahre alt sind. Doch soll nicht etwa das Alter an sich Grund des Schocks sein, sondern zeigt es vielmehr, wie rasant die Zeit an uns vorbeizieht. Briegel, die seit mindestens zehn Jahren nicht zu altern scheint – denn fast so lange ist es her, dass Juli ihr letztes Album Insel veröffentlichten – spricht hier über etwas, dessen Gefühl sie und ihre Band vor fast 20 Jahren bereits in Songs umgesetzt hatten. Einer geilen Zeit, der so viel noch hinzugeführt werden würde, dass man erst 20 Jahre später erkennen konnte, wie geil diese Zeit eigentlich war. Ihr neuester Song – Irgendwann – baut dann auch auf Geile Zeit auf und beantwortet Fragen und Äußerungen, die 2004 noch als jugendliche Rastlosigkeit bewertet werden konnten. Und da ist es dann wieder, dieses Gefühl der Melancholie und Sehnsucht nach dem einst so aufflammenden Hedonismus der Jugend. Hier singt Briegel in Irgendwann; Und irgendwann wachen wir auf, schau’n in den Spiegel und die Haare sind grau, und irgendwann wird uns klar, es ist gut, wie es ist, es war schön, wie es war. Es scheint, als hätten Juli 2004 ihren Anfang erlebt und nun mit Irgendwann einen Endpunkt gefunden, der einen Kreis schließt.

Juli sind in den vergangenen neuen Jahren nicht nur erwachsen geworden – natürlich waren sie das auch schon 2014, doch fühlte es sich nie so an – sondern haben ihr Alter an die Gefühle, die erwähnte Melancholie und Sehnsucht aus ihren frühen Songs angepasst. Mit Der Sommer ist vorbei haben Juli dann auch am vergangenen Freitag ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht und hiermit ebenfalls einen Kreis geschlossen, der mit ihrem Debütalbum Es ist Juli begann und nun mit Der Sommer ist vorbei endet. Denn auch das gehört zur Wahrheit; im weiteren Songverlauf singt Briegel; Es hat nicht alles so geklappt, wie wir wollten. Wir hab’n nicht alles so gemacht, wie wir sollten. Es war ’ne geile Zeit, ja, ich weiß und verarbeitet die Band damit Entscheidungen und Situation ihrer Vergangenheit. Die Worte universell gefasst, ermöglichen uns diese Zeilen so, dass wir unsere ganz individuelle Geschichte hier hineinbauen können. Juli haben ihr Publikum mitgenommen, sind mit ihnen zusammen erwachsen geworden und liefern uns auch heute immer wieder den Moment, in dieses Gefühl des Vermissens einer lange vergangenen Phase, einzutauchen und vor unserem inneren Auge einen Film abspielen zu lassen. Ob mit Die perfekte Welle, Geile Zeit, Wenn du lachst, Dieses Leben, Immer wenn es dunkel wird oder Fette wilde Jahre, Juli sprechen die Sprache einer Generation. Damit werden sie auch mit ihrem neuen Album wieder diese Generation ansprechen und kehren stark zurück. Juli ist der Soundtrack für Deine Erinnerungen.