Adriano Koch - Bloom

Adriano Koch – Stille als größte Stärke

Wie erlebt man den Moment der Erkenntnis? Über Filme und Serien bekommen wir fast immer vermittelt, dass es sich um einen A-ha-Moment handelt. Doch wenn da keiner ist, um das A-ha aufzunehmen, die Erkenntnis erklärt zu bekommen oder von der daraus resultierenden Weisheit erfährt, bleiben wir tief bei uns selbst. Das neue Album vom Schweizer Musiker Adriano Koch fasst diesen Moment der Erkenntnis zusammen. Dabei sind es zufällige Momente, die ihn in diese Situationen versetzen. Eine Nacht des Produzierens, bei dem Koch das Partyvolk aus dem drunterliegenden Club hört, die arbeitende Gesellschaft, die morgens vorbei an Vogelgezwitscher die Straßen passiert oder der Moment, an dem sein Vater das Aufnahmestudio verlässt und es dem Musiker komplett überkommt. Koch übersetzt seine Emotionen in so ungefilterter Art auf seine Musik, dass man sich an die Augenblicke dieser Eindrücke zu erinnern vermag. Mit sanftem Klavier, knisternden Aufnahmen aus dem Studio, leichten Synthieeinsätzen und einer zuweilen diffusen Unterstützung von Gesang und verfremdeten Worten wird aus jedem einzelnen Songs ein Auf und Ab der Emotionen. Hierbei ist vor allem die Stille die größte Stärke. Dieser gibt Koch viel Raum und lässt somit zu, dass sich in uns allen eine Möglichkeit der Erkenntnis breitmachen kann. Und dann kommen wir wieder zur Eingangsfrage.

Adriano Koch
Adriano Koch

Koch hatte diesen Momenten – die er in seinem bisherigen Leben bereits einige Male durchlaufen dürfte – scheinbar eine zutiefst authentische Kraft zugesprochen und ist aus Erlebnissen der Zugehörigkeit, der eigenen Reflexion und dem Wunsch sich selbst zu vertrauen immer stärker geworden. Wo der Wunsch nach einem Ankommen ist, gibt es auf dem Weg dorthin immer auch etwas zu lernen. Der 24-jährige Schweizer hat diesen Weg auf seinem dritten Album Bloom musikalisch skizziert und gibt uns Einblicke in seine Gefühlswelt. Auf insgesamt elf Tracks lässt er die verschiedenen Stärken auf uns wirken schiebt sich von leisen Intros bis hin zu pulsierenden Höhepunkten. Bloom ist ein Album zum lauschen, aktiven hören und genießen und lässt uns an den Gefühlen des Musikers so ungefiltert teilhaben, dass wir Koch vom Hauchen, übers Weinen, bis zu kräftigenden Soundstrukturen unaufgefordert folgen. Bloom zeigt sich als Solitär in der heutigen Musiklandschaft und verbindet Pop mit Klassik. Damit hat sich Koch – weit über den Tellerrand der gängigen Genregrenzen hinweg – ein sehr starkes Standing erarbeitet.

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