Mit seiner Single Gesichter hatte SYMØN im vergangenen Dezember einen so intensiven Song veröffentlicht, dass einem beinahe der Reflex des Atmens abhanden kam, so sehr hat er berührt. Nun hat der Hamburger Musiker Simon Schmidt mit Am reißenden Seil seine zweite Single aus dem kommenden Debütalbum Von Tag 1 veröffentlicht und schafft es ein weiteres Mal etwas in uns zu erzeugen, das von tiefen Gefühlen geprägt ist. Hier kann man den Musiker förmlich in einer alten Industriehalle einsam in der Mitte stehend sehen, begleitet von Streichinstrumenten und einem Klavier, das irgendwo im Dunkeln der Ränder verschwunden steht. Während wir SYMØN hier vor unserem inneren Auge in dieser Halle singen sehen, kommen hinter ihm – wie auf einem leichten Vorhang projiziert – Bildschnipsel zum Vorschein, die Episoden aus unserem Leben zeigen.

Der Moment, der erstes Vertrauen zeigt, das man als Kind in seine Eltern setzte, als sie einem an den Händen in die Höhe schwangen. Oder der erste Moment des Verliebtseins und des damit einhergehenden – bewussten – fallen lassens – besingt SYMØN in einer intimen Art der Offenbarung. Es geht dem Sänger um den Verlust der eigenen Kontrolle zu Gunsten der Beziehung. Gleichzeitig geht es in SYMØNs Songtext aber auch um die eigene Aufgabe und den dunkelsten Gedanken eines Menschen. Das ins Meer fallen lassen als letzten Versuch, die Kontrolle über sich zu behalten und zu vermuten, dass dadurch alles leichter werden könnte. SYMØN schafft auch mit seinem neuesten Song eine Tiefe zu erzeugen, die sich für die ganz großen Augenblicke empfiehlt und an Emotionalität kaum zu übertreffen ist.