Ein weiter, dunkler Raum mit Köpfen im Schatten des schummerigen Lichts nur als Silhouetten erscheinend, gucken Alle zum einzigen Lichtkegel in diesem Raum. Auf eine Bühne, auf der ein Mann sitzt. Ein Mann, der mit seinen sanften Worten einen Song singt, der sich nach einer Geschichte anhört, die man sich schon unzählige Male vorlesen lassen hat. Alles ist stumm, nur die warme falsettartige Stimme des Mannes mit den langen Haaren ist zu hören. Dazwischen blinzeln immer wieder leise Instrumente auf. Mal ein Tusch, mal ein Klavier, mal ein rudimentäres Schlagzeug. Der Mann auf der Bühne ist der Londoner Tom The Lion, der mit seinem Song Bankable Star von einem Menschen singt, der als Garant für einen Erfolg gilt. Ein Bankable Star – also ein Hitgarant – wie man ihn auf den großen Bühnen der Welt bestaunt. Ob Musik-Act oder Filmstar, kommt etwas Neues mit ihm raus, wird es zum Erfolg. Im Falle von Bankable Star ist es ein Schauspieler, der von einem Charakterdarstellenden zu einem Star wird und die ganz großen Filme macht. Entgegen seiner eigenen Träume verliert er dadurch aber auch die Grundlage seiner Passion.

Der Londoner zeichnet eine Entwicklung, die oftmals gezwungener Maßen auf Erfolg folgt. Dabei erzählt uns Tom The Lion in sympathisch zurückhaltender Art von diesem Menschen mit seinen Herausforderungen. Die eingangs beschriebene Bühne, auf dem er seinen Song präsentiert, weicht einer Coming-Of-Age-Geschichte, schaut man sich das dazugehörige Musikvideo an. Dieses ist nämlich als Teil-Episode zu sehen, die sich über die veröffentlichten Songs aus seiner am 5. Oktober veröffentlichten EP Former Lives, zusammensetzt. Diese ist eine wunderbar unaufgeregte Singer/Songwriter-Platte, die auf ihren fünf Songs mit – wie es Tom The Lion selbst sagt – DIY-Indie-Pop auftrumpft. Former Lives ist für die lange Fahrt auf der Autobahn genauso gut, wie für den Anflug auf ein sehnlichst hingefiebertes Reiseziel. Es kann aber auch einfach nur den kleinen Moment im Innenhof des Häuserblocks an einem milden Frühlingstag widerspiegeln. Tom The Lion hat mit Former Lives eine universelle kleine Welt erschaffen, die sich mit passenden Musikvideos und einer Priese vom kurzen Moment zu einer satten Lebensgeschichte aufbaut und diese musikalisch sanft untermalt.