Tusks - Strangers

Tusks – Der immer länger werdende Arm

Es gibt Musik, die kommt aus dem Bauch, präsentiert losgelöste Emotionen und eine Leichtigkeit. Und dann gibt es Emily Underhill, die als Tusks wohl im besten Sinne eine äußerst kopflastige Musik macht. Doch wo es bei Anderen anfängt holzig zu werden, schafft Tusks eine detaillierte Kartografie ihrer Gefühlswelt zu erschaffen. Mit ihren beiden bisher veröffentlichten Alben Dissolve (2017) und Avalanche (2019) begeisterte die britische Musikerin nicht nur die Kritiker, sondern auch viele Fans. Nun kommt die Londonerin am 12. April 2024 mit ihrem dritten Studioalbum Gold zurück und veröffentlicht nach Artificial Flame und Adore mit Strangers die dritte Single daraus. Letztere ist aufgebaut, wie ein lange geplantes Auf Wiedersehen. Denn hier geht es für die Britin auf einen unbekannt Pfad. In Strangers geht es darum, wie du dich fühlst, wenn du dich entscheidest, eine Beziehung zu beenden und zu erkennen, was du verlieren wirst – diese Person, mit der du so viel geteilt hast und der du so lange so nahe warst, wird zu einem Fremden werden. Es fällt mir so schwer, mich mit dieser Tatsache abzufinden, so Tusks.

Tusks Pic: Emily White
Tusks Pic: Emily White

Dabei hört sich Strangers nach einem ausgestreckten Arm an, der einerseits noch an dem Gewohnten festzuhalten vermag – nur, um die Sicherheit zu behalten – und andererseits mit einem Bleifuß das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrückt, um aus dieser Welt zu entfliehen. Hier projiziert Tusks das Gefühl der Wehmut, gepaart mit dem Wunsch nach Flucht in ihre neue Single und lässt das Bild des auf der Landstraße davonrasenden Autos entstehen. Vorbei an gelben Rapsfeldern, mit Bäumen eingerahmten Alleen oder durch endlose Wälder fahrend wird der Arm, der an der Vergangenheit festhält, immer länger. und lässt schließlich los. Diese Dramaturgie übersetzt sich auf Strangers in ein ruhig aufbauendes Drama, das zuerst gefasst klingt, ehe es zur Mitte hin immer weiter aufbricht und schließlich in der diffusen Verlorenheit der Weite zu verschwinden scheint. Tusks macht Musik für den Kopf – eine Art Katharsis der Vergangenheit – und klingt dabei warm, vertraut und energisch. Mit ihrem kommenden Album Gold dürfte sich das Bild vervollständigen.

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