Wenn man das dritte mal auf ein Konzert ein und desselben Künstlers geht, könnte man annehmen, dass sich nichts mehr großartig verändern kann. Doch im Falle von L’aupaire waren alle drei Konzerte so unterschiedlich, dass man fast meinen könnte, es wäre jedes mal aufs neue das erste Konzert. Genau so lief es vergangenen Donnerstag im Berliner Lido mit L’aupaire und seiner Band ab.

Marc O’Reilly @Lido Berlin
Alles fing mit dem Trio um Marc O’Reilly an, das mit einer Mischung aus Südstaaten Blues, Folk und Rock die Bühne gekonnt zu füllen verstanden. Die sympathischen Jungs waren darüber hinaus recht redselig und sprachen über Ihre Europatour und ließen die Eltern des Schlagzeugers Pete, die stolz in der Menge standen, feiern. Mit The Wayward Shepard, Bleed und Letting Go und amüsanten Anekdoten über die schnellen Straßen Deutschlands und eines noch schneller fahrenden Pete’s, der anschließend von der Polizei angehalten wurde, unterhielten sie das Publikum durchweg. Schließlich waren die drei nach gut 45 Minuten fertig und überließen L’aupaire die Bühne.

Nach einer viertelstündigen Pause kamen um Punkt 21 Uhr L’aupaire auf die Bühne und eröffneten den Abend mit Hometown in einem langsam einsetzenden Takt und einem entspannt singenden Robert Laupert. So holten sie das Publikum vom ersten Song an ab und luden es ein diesen Abend als große Freundesclique zu erleben – aber dazu später mehr.
Mit Start All Over Again folgte ein etwas älterer Song, der auf der Rollercoaster Girl EP im letzten Jahr veröffentlicht wurde. Dieser Song besticht noch durch einen prägnanten, minimalistisches Arrangement. So treibt ein gleichbleibender Beat mal Trompeten, mal Laupert an und zeigt eine musikalische Richtung, die man auf dem Album Flowers nicht mehr findet, sie aber nicht minder schön ist. Weiter ging es mit You Will Be Loved, welches mit einem Bass versehen war, der den eigenen Herzschlag sich verändern ließ. In Tagträumen versinkend sang das Publikum stimmlos mit und genoß den Moment. Auf All You Gotta Do und You folgte Hold On. Hatte ich in der Konzertkritik von L’aupaire’s Auftritt im Privatclub am 5. Dezember 2015 noch gesagt, dass Rollercoaster Girl der stärkste Song sei, kann das nun auf Hold On übertragen werden. Dieser so weite Song mit Pedal Steel, Gitarren und Lauperts ruhiger Stimme entfaltete eine unglaubliche Strahlkraft. Hier versank man und fand ganz zu sich selbst. Wer schon mal an einem Ort war, der von Natur und Einsamkeit geprägt war, wird dieses Gefühl verstehen können, das durch Hold On hervorgerufen wurde. Hierbei war schön zu sehen, wie glücklich und wertschätzende die Bandmitglieder miteinander umgingen. War doch Laupert bei Hold On zwischenzeitlich, während des instrumentalen Parts, so in sich versunken, dass es schien als würde er für einen Moment ganz woanders sein. Allerdings war hierbei ebenso bemerkenswert, wie Peppa darauf reagierte. Schaute sie Laupert doch an und zeigte mit ihrem aufkommenden Lächeln, dass sie wusste, was Laupert genau in diesem Moment fühlte. Diese Verbundenheit sollte noch so einige Male während des Konzertes aufkommen, doch nie so stark wie in diesem.
Um aus diesen Moment der Zerbrechlichkeit auszubrechen, musste eine Up-Tempo-Nummer folgen. Und so kam es mit I Will Do It All Again schließlich auch. Hier setzte dann auch das Gefühl, mit einer Clique unterwegs zu sein, ein. Sang doch der komplette Saal mit und tanzte dazu als wäre es ein Clubabend. Drehte man sich um, sah man in glücklich, lächelnde Gesichter. Wer L’aupaire beim radioeins-Loungekonzert sehen konnte, wurde schnell daran erinnert, wie schwer es ihm dort fiel, ruhig auf einem Stuhl zu sitzen. Da war die große Bühne im Lido wie für seine Auftritte geschaffen und so sprang und tanzte er sich durch die Songs.
Mit dem folgenden Song überraschte die Band dann alle. War es doch Dancing In The Moonlight von King Harvest, vielen bekannter durch die Coverversion von Toploader, und kamen dafür noch Marc O’Reilly und seine Band auf die Bühne um den Song so richtig groß zu machen. Und so kam man sich plötzlich vor wie bei einer privaten Party, bei der jeder mal Energie loslassen kann. Da wurde auf der Bühne gelacht, getanzt und gesungen und vor der Bühne euphorisch mitgesungen und angestoßen, dass man einfach nur genießen konnte, was da gerade passierte.
War dieses Highlight gerade erst vorbei kündigte Laupert bereits das nächste an und setzte zu The River an. Nach einigen Sekunden des Mitklatschens, setzten die Trompeten ein, die erstaunlich nach Dolby Surround klangen, um einen nur Sekunden später realisieren zu lassen, dass drei Trompeter durch die Menge Richtung Bühne unterwegs waren. So holte Laupert die drei auf die Bühne und führte durch den energiegeladenen Song. Alle drei Trompeter sollten auch noch bei Always Travelling, Uptown Diva sowie Flowers Teil der Show bleiben und diese bereichern.

Amüsant wurde es ein weiteres mal, als die Band nach Flowers ansetzte und ein Abschiedsfoto mit der Menge machen ließ um kurz darauf, im Jubel der Menge, den eigenen Abgang zu verhauen. So kommentierte Laupert dies so stellt euch vor wir würden jetzt abgehen, ihr jubelt und wir kommen zurück. Was folgte war Jubel, Lacher und Applaus und der Übergang zu Rollercoaster Girl, immer noch eine der stärksten Nummern. Wie bei jedem Konzert beschloß L’aupaire seinen Auftritt mit When The Music Is Over, der abermals so verträumt und beruhigend wirkte, dass man vom ganzen Auftritt beseelt das Lido verlassen konnte.
Nach diesem Konzert, dass den Abschluss seiner Flowers-Tour darstellte, war man einmal mehr überrascht, wie sehr sich dieser Auftritt von dem im Privatclub und dem bei radioeins unterscheiden sollte. Die ganze Band ist so gewachsen, so glücklich und voller Lust, dass es zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit gab, als Publikum auszusteigen oder sich gar zu langweilen.
L’aupaire bleibt eine heiße Empfehlung und sollte unbedingt live gesehen werden!