Knapp 100 Kilometer südwestlich der irischen Hauptstadt Dublin befindet sich die 30.000 Einwohner zählende Stadt Kilkenny. Weltweit wohl am bekanntesten für das gleichnamige Bier ist Kilkenny aber auch für seine mittelalterlichen Gebäude bekannt und gehört zu den Touristenzielen der irischen Insel. Doch auch abseits der Touristenströme hat Kilkenny ein lebendiges Nachtleben und eine äußerst kreative Szene zu bieten. Daraus gerade erst hervorgegangen ist das Duo 49th & Main, das aus dem Produzenten Ben O’Sullivan und dem Multiinstrumentalisten und Sänger Paddy King besteht. Beide kennen sich bereits seit der Schulzeit und hatten immer wieder mal die Idee, zusammen Musik zu machen. Doch wie die Zeit als Teenager halt ist, änderten sich die Prioritäten immer wieder und ließen es lange nur bei einem anfänglichen Jamen bleiben. Erst eine Reise mit Freunden über den Sommer 2019 nach Kanada, bei dem sie massenhaft Musikequipment mitnahmen, sollte der zündende Moment werden, die Liebe zur Musik auf Bandbeine zu stellen. Während der eine Gitarre lernte, brachte sich der andere über Soundprogramme das Produzieren bei. In Vancouver angekommen befand sich ihre Unterkunft in der 49th Ecke Main – und so war der Bandname geboren. 2020 folgte schließlich mit Party Alone die Debütsingle des irischen Duos, die sich noch ganz anders anhört, als die heutige Musik. Denn auf Party Alone prägten Hip-Hop-Beats explizite Lyrics und Rhymes den Song. Ihre 2021 veröffentlichte EP Rodeo Doors (Covid Tapes) entwicklete sich schließlich in eine elektronische Richtung, die sich schon deutlich stärker nach dem heutigen Sound der Iren anhört. Doch erst 2023 sollte der schnelle, lebendige Indiesound vollends hervortreten und mit lockerem Gesang, catchigen Synthies und typischen musikalischen Party-Effekten, wie Drops, Samples, fetten Bässen und schnellen Gitarren die Reichweite der Band explodieren lassen. 49th & Main sind dabei kein Indie, den man mit dem Gitarrensound der Bands aus den 2000ern vergleichen kann – vielmehr ist es die unglaublich frische und eigenproduzierte Diskografie, die den Jungs so viel Interesse zu Teil werden lässt.

Nachdem 49th & Main mit den Songs Lovin You, Self Sabotage, Hold On und Can’t Walk Away in den vergangenen Monaten einen immer größeren Hype auslösten und die Auftritte von Irland, über Großbritannien mittlerweile bis in die USA gehen, haben sie nun mit So Low eine weitere Single veröffentlicht. Hier gehen es 49th & Main etwas ruhiger an und lassen einen 2-Step-Beat auf eine klare Frauenstimme treffen, die sich zusammen zu einer verträumten Nachmittagsliaison entwickelt. Da ist die schon tiefstehende Sonne, die über die Wiesen zwischen den alten Häusern Irlands anfängt zu blenden. Klingt der Tag damit ruhig aus, gibt er uns einen Moment zum Verweilen frei. Genau hier stoßen 49th & Main dazu und lassen ihr So Low den Moment verstärken. Dabei dreht sich in So Low alles um den – fast schon vakuumierten – Moment eines Sonntagnachmittags, in dem man realisiert, dass die erlebnisreiche Woche vorbei ist, das Partyreiche Wochenende ebenso und der Wochenstart bevorsteht. Hier fühlt man sich nicht selten in einer Art Schwebe – zwischen einem unverplanten Sonntagnachmittag und der Wucht an Terminen der neuen Woche – zu befinden. 49th & Main schaffen es, dass wir uns auf den positiv, melancholischen Sommersound des Songs fokussieren und dabei anfangen in Erinnerungen an das erlebte der letzten Tage zu schwelgen. Gleichzeitig klingen sie locker und gehen nach vorne. 49th & Main dürften einer der ganz großen Acts für 2025 werden. Songs, Sound und die passende Attitüde haben sie auf jeden Fall.