Nun ist sie da, die dunkle Jahreszeit, die den Tag so kurz erscheinen lässt und das Leben nach drinnen verlagert. Diese Jahreszeit, in der nur wenig Tageslicht in die nördlichen Länder Europas gelangt. Besonders Norwegen hat zu dieser Jahreszeit oftmals kaum das Licht in den Wohnungen aus. Abgeschiedene Häuser sind dabei immer wieder eine Art Landmarke in der Weite des Landes. Simen Mitlid ist Ähnliches – eine Landmarke, die es sich in einem dieser Häuser bequem gemacht hat. Hier erzählt er uns am Kaminfeuer von den stürmischen Zeiten vor der Tür, von Liebe und verloren gegangener Liebe. Er singt auf seinen Songs von Freundschaften, von der Kindheit und natürlich auch allem dazwischen. Dass sich Mitlid vielleicht sogar in einem solchen Haus aufgehalten hat, als der die Songs zu seinem neuen Album Fredsvenn schriebe könnte man vermuten, denn Songs – wie Norwegian Black Metal – klingen so, als würden wir, während er die leisen Songzeilen singt, direkt neben ihm sitzen. Mit ruhigem Gesang, der oftmals einem Erzählenden gleichkommt, lässt uns Mitlid viel Raum, um eine Geschichte aufzubauen. In unseren Köpfen, ganz individuell wirkend, werden die zehn Songs auf Fredsvenn zu einer Konversation über Wahrheiten, Gefühlswirrungen und Melancholie.

Songs, wie Border, Neighbours oder Almost Forever werden diesem Gefühl gerecht. Am Ende hält Mitlid dann sogar mit dem 9-minütigem Song Fredsvenn ein, für Mitlids Verhältnisse, wahren musikalischen Sturm für uns bereit und geht hier nach langen ausufernden Minuten des aufbauenden Sounds einen Weg, des sich öffnens. Ein Sound, der Mitlid fast verschwinden lässt und dem ganzen Traum, den wir innerhalb dieser 9 Minuten erleben, auf eine neue Ebene setzt – die der Ekstase. Doch auch in den ruhigeren Songs verliert sich Mitlid oftmals in der Musik. Was unglaublich förderlich für die Zugänglichkeit seiner Songs ist. Denn hier kommt dann wieder der Moment am Kamin zum tragen und man lässt sich gerne darauf ein, sich am wärmenden Feuer zu verlieren. Die Gedanken schweifen lassen und so Bilder im Kopf zu kreieren, die Geschichten aus der Vergangenheit erzählen. Ein kleiner Schnipsel aus der Kindheit hier, eine große Emotion aus der Zeit des großen Verliebtseins dort. Simen Mitlid schafft es auf seinem neuen Album Fredsvenn erneut, einen sicheren Hafen für den Wohlfühlmoment zu schaffen. Mit viel Wärme, tiefen Emotionen und einer Behutsamkeit, die samt und weicher nicht sein könnte, kann sich Mitlid auch auf diesem Album wieder als großer Singer/Songwriter präsentieren. Und wenn er selbst es schon vor Zurückhaltung nicht macht, dann empfehlen sich seine Songs für ihn.