Jeremias haben in den letzten Jahren eine enorme Fanbase aufgebaut. Waren sie zu Beginn ihrer Karriere noch im Funk und Pop zu Hause, haben sie sich über die letzten zwei Jahre mehr und mehr in Richtung Deutschpop entwickelt. Dabei kann man zwei Seiten dieser Entwicklung betrachten. Für alle Fans, die in Jeremias die nächste – deutschsprachige – Variante der Funkband Parcels gesehen haben, dürften von der Entwicklung weniger begeistert sein und sich nach und nach aus dem Kosmos der Hannoveraner verabschiedet haben. Dazugekommen sind wiederum unzählige neue Fans, die genau diese neuen deutschen Songs feiern. Der Erfolg gibt ihnen recht, denn mit ausverkauften Konzerttouren, zwei Top-10 Alben und vielen Kollaborationen – unter Anderem mit Ski Aggu, Majan, Provinz oder Herbert Grönemeyer, sind Jeremias zu einem festen Bestandteil der deutschen Poplandschaft geworden. Sicherlich könnte man sich auch über die letzte Zusammenarbeit mit Grönemeyer und der Neuauflage des 1984er-Grönemeyer Hits Mambo streiten, doch ist es viel spannender, sich auf das zu Konzentrieren, was vor uns steht. Denn nun haben die vier Musiker mit Meer ihre neueste Single veröffentlicht und nichts Geringeres, als eine wunderbare Powerballade herausgebracht.
Hier geht es um eine Liebesbeziehung, die von Verletzlichkeit, dem sich öffnen gegenüber dieser Person aber auch der hedonistischen Seite einer Liebe handelt. Dabei bleibt offen, wie gefestigt diese Beziehung ist und ob sie noch besteht. Sänger Jeremias Heimbach zeichnet dabei ein Bild, das viel Spielraum für Interpretationen zulässt. Hier singt Heimbach von dem Moment den Kopf auf der Brust des Anderen liegen zu haben und den Atem zu hören. Gleichzeitig singt er von Ungeduld, von Distanz aber auch von dem Moment, es nicht böse gegenüber des Anderen zu meinen. Damit öffnen Jeremias die Tür, für jeden Hörenden einen Ansatzpunkt zu finden, der auch Erfahrungen aus dem eigenen Leben damit verbinden kann. Mit Meer haben es Jeremias geschafft, einen Song zu veröffentlichen, der so universell und zugänglich, für jede Altersgruppe, jede Person und Gefühlslagen ist, die sowohl Trauer, als auch Liebe bedeutet, dass dieser Song zum Schlüssel für ein Publikum sein könnte, das deutlich älter, als ihr aktuelles Publikum ist. Damit stehen Jeremias an einer Gabelung, welche die zukünftige Richtung der Band und den Wechsel, nur eine Teenieband zu sein, vollziehen könnte. Doch unabhängig von der Fanbase haben Jeremias mit Meer einen unglaublich schönen, reifen und intensiven Song veröffentlicht, der uns den Weg in die kalte Jahreszeit ebnet.
SOUNDTRACK OF MY LIFE 