Zugegeben, Mark Forster ist nicht unbedingt auf meiner Favoritenliste einer der Musiker, die oben oder auch nur in der Nähe davon stehen. Zu oft bieten mir seine Songs nur wenig Raum, um mich darin irgendwie zu verlieren. Und dennoch kann ich den Erfolg des Musikers nur zu gut nachvollziehen. Mit seinen leicht zugänglichen Texten erreicht er einfach mit fast jedem Song ein enorm großes Publikum. Dazu kommt, dass die Radiostation fast schon ein jahrelanges Abonnement zum Abspielen seiner Songs eingegangen zu sein scheinen. Und so landet Veröffentlichung um Veröffentlichung immer wieder in den Charts. Nicht so 2023. Mit seinen bisherigen vier Veröffentlichungen Wenn Du mich vergisst (mit Kontra K), Genug, Lego und Cola In Den Pétrus (mit KeKe und La Place) konnte sich nur Wenn Du mich vergisst in den deutschen Charts platzieren und kletterte bis auf Platz 15. Und doch schafft Forster aktuell etwas, das die fehlenden Platzierung erklären könnte – er veröffentlicht beatlastig, zumeist introvertierte und zurückhaltende Songs. Mit Wahlweise derben Hintergrundbeats, Samples von beispielsweise Bronski Beats Smalltown Boy oder den Kollaborationen mit Acts, wie KeKe, La Place oder Kontra K geht Forster in eine kopflastigere Richtung. Trotzdem bleiben die Texte leicht und können von Fans schnell adaptiert werden. Nun hat Forster die neue Single Farben leuchten Schwarz veröffentlicht und sich mit Clueso einen der erfolgreichsten Musiker Deutschlands dazugeholt.

Was beide verbindet: ein Image als unglaublich zugänglicher und freundlicher Musiker. Was beide unterscheidet: der Tiefgang der Texte. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Songkritiken hier dann auch deutlich unterscheiden. Mit fast schon unzähligen Plattitüden wird Farben leuchten Schwarz belegt und erhält kaum die Gelegenheit, dass sich hier einmal genauer mit beschäftigt wird. Nicht verwunderlich bei den gänzlich veränderten Hörgewohnheiten. Doch Farben leuchten Schwarz ist dann eben doch nicht nur auf das Erwartbare reduzierbar. Denn auch hier setzt Forster seinen neuen Ansatz mit beatlastigen Songs fort und geht sogar in Richtung Drum‘n‘Bass. Alles im Rahmen der Vertretbarkeit wird der Refrain schließlich zu einem weiteren großen Ohrwurm-Moment, den Forster unumstritten wie kaum ein Anderer versteht. Ein zweiter bemerkenswerter Moment ist der Part von Clueso, der auf Farben leuchten Schwarz seit sehr langer Zeit mal wieder in Hip-Hop Rhymes performt und somit die alten Fans aus der Anfangszeit seiner Karriere nochmal abholen könnte. Ebenfalls im Vorbereitungsmodus für eine nächste Albumveröffentlichung hat auch Clueso in den letzten Monaten mit ungewöhnlich hoher Schlagzahl Kollaborationen veröffentlicht bzw. war Teil dieser, die es so vorher nicht gab.
Zurück zu Farben leuchten Schwarz, steht am Ende ein – selbst für Mark Forster äußerst – frischer Sound, der sich deutlich von seinen vorherigen Alben unterscheidet und auf seinem kommenden Album Supervision für ein auf Albumlänge laufenden Wechsel sorgen wird.